Acht Mal klingelt es an der Tür, acht Mal ein leicht gezogenes ‚riiing‘.
Entnervt durch die penetrante Belästigung reiße ich die Tür auf und starre feindselig auf den Menschen, der da steht. Ein junger Mann, ganz in weiß gekleidet mit weichen Zügen und lockigem Haar, oder ist es ein Mädchen?
‚Ja bitte‘, sage ich und meine ‚bitte nein‘.
‚Ich bringe Euch gute Nachrichten‘, sagt der junge Mann.
‚Was für gute Nachrichten?‘ frage ich skeptisch.
‚Umfängliche‘, antwortet der junge Mann mit offenem Blick.
‚Gute Nachrichten werden nicht spontan überbracht‘, wende ich ein, ‚und schon gar nicht in großen Mengen‘.
Wir stehen uns gegenüber. Einen kurzen Augenblick sieht es aus, als würde sein Gesicht durchsichtig, das des jungen Mannes oder Mädchens, und die Welt schiene hindurch. Dann hebt sich der Kopf ein wenig an.
‚Der Zufall kehrt ins Leben zurück‘, sagt er langsam und getragen.
‚Oh Gott‘, rufe ich und schlage ihm die Tür vor der Nase zu.
Ich lehne meinen Kopf an das undurchsichtige Glas der Haustür und atme einige Male tief durch. Ein einzelner Schweißtropfen läuft mit den Rücken herunter zwischen den Schulterblättern hindurch. Und meine Stirn klebt am Glas.
Eine Stunde lang wandere ich durch die Wohnung wie ein gefangenes Tier, erst dann traue ich mich wieder zur Haustür. Ich öffne sie einen Spalt breit und luge hinaus. Da ist niemand mehr,
Als ich die Tür wieder schließen will, fällt ein Lichtschein aus der Wohnung auf die oberste Treppenstufe. Auf einen Fußabdruck im Schnee.
Dabei hat es gar nicht geschneit.
Es ist sowieso viel zu warm, für die Jahreszeit.